Wie begründe ich meinen Wunsch nach Telearbeit? – das fragen sich immer mehr Mitarbeiter, die nach der Coronazeit wieder in den Betrieb sollen. Denn während der Pandemie sind immer mehr Mitarbeiter ins Home Office gezogen – und fanden die Umstellung richtig gut. Du auch? Doch was kannst du tun, wenn dein Arbeitgeber dich wieder dauerhaft im Betrieb haben möchten?
Definition: Was bedeutet Telearbeit überhaupt?
Telearbeit (auch häufig Home-Office, Homeoffice oder Home Office genannt) bezeichnet für die meisten Deutschen einen Arbeitsplatz zuhause. Wie dieser Arbeitsplatz aussieht, ist dabei ganz individuell. Manche Mitarbeier besitzen ein eignes Büro, ander einen Schreibtisch im Wohnzimmer. Andere arbeiten gar vom Küchentisch aus.
All dies ist Telearbeit.
Ob du dabei komplett im Home Office arbeitest oder teilweise ins Büro gehst, ist komplett offen und Verhandlungssache.
Telearbeit: Diese Arten sind möglich!
Teleheimarbeit | alternierende Telearbeit | mobile Telearbeit | |
Arbeitsort | gesamt Arbeit in Heimarbeit | abwechselndes Arbeiten zuhause & Betrieb | wechselnde Arbeitsorte (oft beim Kunden, aber auf Bahn oder Flugzeug möglich) |
Besonderheiten | kein Arbeitsplatz im Unternehmen | Zeiten müssen abgesprochen werden | hauptsächlich für Vertreter, o.ä. |
Wie begründe ich Home Office?!
Gerade wenn in deinem Betrieb noch kein Mitarbeiter im Home Office arbeitet, hast du meist Überzeugungsarbeit zu leisten. Doch wie begründe ich Telearbeit? Gute Gründe für die Telearbeit gibt es einige:
Diese Vorteile für das Unternehmen habe ich im Artikel „Home Office Vorteile & Nachteile“ ausführlich beleuchtet. Deshalb gibt es hier nur die Kurzfassung.
- Kosteneinsparung (für deinen Arbeitgeber)
Dein Arbeitgeber spart bares Geld, wenn du nicht täglich ins Büro fährst. Dein Arbeitgeber spart:- Bürofläche
- Nebenkosten (Strom, Heizung, usw.)
- usw.
- Mitarbeiter in Telearbeit sind zufriedener & effizienter
- Die Ausfälle wegen Krankheit werden reduziert
(einfach dadurch, dass die Mitarbeiter sich nicht untereinander anstecken können) - Es gibt mehr Bewerber für offene Stellen
Durch die Möglichkeit der Telearbeit wird das Unternehmen interessanter für Bewerber. Außerdem können auch Bewerber aus anderen Regionen (oder gar aus dem Ausland) eingestellt werden, da nun ortsunabhängig gearbeitet werden kann.
Aus diesen Vorteilen musst du dir nun maximal drei Vorteile herauspicken, die du für deinen Arbeitgeber richtig ausbaust. Zeig ihm, was er davon hat.
Wie begründe ich Telearbeit? | Beispiele
Einige Beispiele:
Euer Büro platzt aus allen Nähten
Durch die alternierende Telearbeit könnten sich zwei Mitarbeiter einen Schreibtisch teilen. Schon wäre genug Platz im Büro! Trotzdem wäre jeder Mitarbeiter zumindest zeitweise persönlich ansprechbar.
Die Stelle des Buchhalters ist schon seit Monaten unbesetzt
Selbstverständlich kannst du jetzt nicht versprechen, dass mit der Home-Office-Möglichkeit ein neuer Buchhalter sich bewirbt. Aber die Chancen, wenn dein Unternehmen bundesweit suchen kann, steigen ernorm.
Junge Mütter bleiben häufig wegen kranker Kinder zuhause
Auch hier wäre es möglich, dass eine Mutter von zuhause aus weiterarbeitet. Natürlich nicht, wenn das Kind schwer krank ist. Diese Idee solltest du auf jeden Fall vorab mit den betroffenen Müttern besprechen!
Was ist, wenn der Arbeitgeber sich nicht von Telearbeit überzeugen lässt?
Hast du all deine Vorschläge und Ideen angebracht und dein Arbeitgeber wiegelt immer noch ab? Dann ist hier ersteinmal Rückzug angesagt. Bedanke dich für das interessante und aufschlußreiche Gespräch. Gleichzeitig kannst du darauf hinweisen, dass es wohl gerade keinen gleichen Nenner gibt – und du deshalb das Gespräch verschieben möchtest.
So hast du in ein paar Wochen oder Monaten einen guten Ansatzpunkt für einen neuen Versuch.
Diesen musst du allerdings gut vorbereiten! Denn mit denselben Argementen nocheinmal aufzutauchen, wäre unvorteilhaft. Denn leider gibt es heute noch keinen Rechtsanspruch auf Telearbeit.
Kein Rechtsanspruch auf Telearbeit
Schon 2016 forderte der deutsche Juristentag ein Recht auf Home Office. Im Herbst 2020 gab es den ersten Vorstoß gegeben hat, ein Recht auf Home Office gibt es in Deutschland noch nicht. So kannst du einen Telearbeitsplatz nicht einfordern. Ob und wann so ein Gesetz kommt, ist noch ungewiss.
Deshalb steht es bis auf weiteres Unternehmen frei ihre Mitarbeiter ins Home Office zu lassen – oder eben nicht. Dies zählt für beide Seiten. So kann auch ein Arbeitgeber keinen Arbeiternehmer gegen seinen Willen in die Telearbeit schicken. Einzige Ausnahme ist, wenn im Arbeitsvertrag bereits so eine Regelung vereinbart wurde.
Video: Was ist der Unterschied zwischen Telearbeit und Home Office?
Unter welchen Umständen ist Telearbeit sinnvoll?
Bevor du die Frage „Wie begründe ich Telearbeit?“ wirklich beantworten kannst, musst du dir über die Nachteile und Vorteile der Telearbeit im Klaren sein. Es gibt Vorteile und Nachteile für das Unternehmen, wie auch für dich.
Nachteile der Telearbeit
Durch die Arbeit von zuhause aus gehen viele Kontakte verloren. Der Schwatz an der Kaffeemaschine, der kurze Satz auf dem Flur – die gemeinsame Mittagspause. Telearbeit bedeutet auf alle Fälle alleine vor sich hin arbeiten. So ist die Gefahr zu vereinsamen im Home Office viel größer.
Außerdem verschwimmen die Bereiche „Privat“ und „Arbeit“ sehr schnell. Du musst dich gut abgrenzen, dein Umfeld muss akzeptieren, dass du gerade „auf der Arbeit bist“. Genauso schnell glaubt der Chef aber auch, dich 24 Stunden erreichen zu können. Auch hier ist Abgrenzung wichtig!
Die kleinen (aber wertvollen) Informationen, die du im Büro „so nebenbei“ aufschnappst, gibt es jetzt nicht mehr. Ein neues, interessantes Projekt wird gerade vergeben? Die Stelle, die du schon lange wolltest, wird frei? Solche Nachrichten erreichen dich jetzt wahrscheinlich erst, wenn schon alles geklärt ist.
Zuhause kannst du dich „so schön“ ablenken lassen. Die Spülmaschine, die ausgeräumt gehört, die Freundin, die kurz mal durchruft. Zuhause arbeiten kann ganz schön anstrengend sein.
Innovation? Fehlanzeige. Die Standord Unviersity hat herausgefunden, dass Innovationen meist beim gemeinsamen Brainstorming entstehen.
Weitere (mögliche) Nachteile:
Es gibt noch viele weitere Punkte, bei denen du für dich entscheiden musst, ob sie bei dir zutreffen:
- schnell wirst du bei einer Beförderung übersehen
- interessante Projekte gehen häufiger an jemand anderen
- es passiert häufiger, dass du (unbezahlte) Überstunden machst
- du hast Kosten für Strom, ect.
Vorteile der Telearbeit
Durch den wegfallenden Arbeitsweg hast du auf alle Fälle einen Zeit- und Geldgewinn.
Außerdem lässt sich Telearbeit viel flexibler gestalten. Morgens kurz einkaufen gehen – oder eine verlängerte Mittagspause um mit der Familie zuessen – ist drin. Dafür kannst du abends noch die E-Mails checken.
Du kannst dich zuhause besser konzentrieren.
Anfänge der Telearbeit
In den 60er Jahren nahm die Erwerbstätigkeit von Frauen zu. Dadurch kam immer mehr der Wunsch auf, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. So gründete Steve Shirley in Großbritantien die erste Frima für Programmiererinnen.
In den 70er Jahren wurde in den USA die ersten Überlegungen angestellt, Arbeitnehmern „Telecommuting“ anzubieten. Dies war nur möglich durch die erste Möglichkeit für die Textverarbeitung mit dem Telex.
Erst in den 80ern wurde auch in Deutschland das erste Mal über Telearbeit gesprochen. Jedoch wurde aufgrund des schlechten Images sehr wenig Stellen angeboten. So wurde 1983 sogar ein Verbot der Telearbeit von den Gewerkschaften gefordert. (Quellen: bsz-bw.de & integrata-stiftung.de)
Statistik: So verbreitet ist Telearbeit in Europa
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
Welche Berufe eignen sich für Telearbeit?
Logischerweise eignen sich einige Tätigkeiten gar nicht für die Telearbeit. Andere sind dafür wie geschaffen. Diese Berufsgruppen können gut in Telearbeit arbeiten:
- Programmierer
- Texter
- Grafikdesigner
- virtuelle Sektretärin
- Datenerfasser
- Call-Center-Agent
- Kundenbetreuer
- Übersetzer
Diese Tätigkeiten können sowohl im Angestelltenverhältnis ausgeübt werden als auch in einer Selbstständigkeit. Die angestellten Telearbeiter arbeiten dabei meist in der alterierender Telearbeit. Nur sehr wenige Angestellte können komplett ins Home Office wechseln.
Berufe die sich – wie bereits erwähnt – gar nicht für die Telearbeit eignen, gehen meist mit einer Tätigkeit am Firmensitz einher. Beispiele wären hier der Mechatroniker oder der Hausmeister. Beide können ihre Tätigkeit (logischerweise) nicht im Home Office erledigen.
Telearbeit ist nur sinnvoll, wenn sie ortsunabhängig und eigenständig ausgeübt werden kann.
8. Welche Tätigkeiten eignen sich für Telearbeit?
Auch wenn sich ein Beruf sich für die Telearbeit eignet – vielleicht eignen sich einige Tätigkeiten sich nicht dafür. Für die Telearbeit eignen sich vorallem diese Tätigkeiten:
- telefonieren
- texten
- programmieren
- Produkte in Online Shops einstellen
- kreative Arbeiten am PC
- bloggen
- Usability Tests
- usw.
Doch auf deine Arbeitsweise muss sich für die Telearbeit eignen. Es gibt viele Menschen, die die Vorteile der Telearbeit zwar interessant finden, die aber mit der Arbeit zuhause überfordert sind.
Folgende Punkte müssen bei dir vorhanden sein:
- schnelle Internetanbindung
- Allein zu arbeiten ist für dich in Ordnung
- Du kannst selbstständig arbeiten
- Niemand muss dich beaufsichtigen oder anspornen
- Ablenkungen irritieren dich nicht
- Probleme zu lösen fällt dich leicht – auch alleine
- du kannst Privates von Geschäftlichen trennen
- deine Bekannten und deine Familie akzeptieren deine Arbeit
- du kannst dich auch ohne Lob und Anerkennung von außen motivieren
- es bleiben keine (unangenehme) Arbeiten liegen
- Pünktlichkeit und Termintreue sind bei dir selbstverständlich
9. Video: So sieht eine Betriebsvereinbarung für das Home Office aus
10 Regeln fürs die Telearbeit
Ohne Regeln funktioniert auch das Arbeiten zuhause kaum. Diese Regeln kann eine Betriebsvereinbarung beinhalten:
- Feste Zeiten
Diese können gerne flexible sein, allerdings mit fester Kernzeit. - Festen Arbeitsplatz
Arbeiten „wo man will“ lenkt meist ab. - technische Erreichbarkeit klären
Ist der Telearbeitsplatz überhaupt technisch möglich? - Betreuung der Kinder klären
Arbeiten & Kinder betreuen geht schief! Das zählt auch für die Telearbeit! - Arbeit & Freizeit trennen
Klare Grenzen ziehen. Auch ein Mitarbeiter im Home Office muss nicht dauern erreichbar sein. - gemeinsame Teambesprechungen sind Pflicht
Sonst verlieren die Telearbeiter den Überblick. - Erreichbarkeit klären
Wer ist wann wie erreichbar? Ein Kalender kann Abhilfe schaffen. - das Team muss sich austauschen
Es gibt viele Möglichkeiten, sich auszutauschen. Mails, Telefonate, Webkonferenzen. Sie müssen nur genutzt werden. - gleiches Recht für alle!
Jeder Mitarbeiter darf ins Home Office wechseln. Es entsteht keinen ein Vorteil oder Nachteil daraus. - Meatings durch Webkonferenzen ersetzen
Das Meatings nicht unbedingt „Face to Face“ abgehalten werden müssen, haben wir in der Corona Krise gesehen. Dieses Wissen kann man auch in der Zeit danach einsetzen.
Fazit: Wie begründe ich Telearbeit?
Auch wenn dir meist die Vorteile der Telearbeit einfallen, dein Arbeitgeber sieht auch die andere Seite. Versuche zuerst mit den Vorteilen zu punkten. Vielleicht überzeugt dies deinen Arbeitgeber. Hole den Betriebsrat mit ins Boot – und biete Hilfe bei der Umsetzung an. Überlege im Vorfeld bereits, wie du etwaige Nachteile entschärfen könntest.
Versuche den Weg ins Home Office möglichst zeitnah nach Corona einzuschlagen. Wenn du erst einmal ein paar Wochen wieder im Betrieb bist, wird es schwerer. Mach dir am Besten Notizen, was in den letzten Monaten „Corona-Telearbeit“ gut gelaufen ist. Überleg dir aber auch, was schlecht gelaufen ist – und mögliche Lösungen dazu. Dann kannst du deinem Arbeitgeber kontern, falls er diese Punkte aufführt.
Der Weg vom reinen Bürojob in die Telearbeit ist steinig. Es gibt viele Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Doch er lohnt sich – für den Mitarbeiter genauso wie für das Unternehmen. Falls dein Arbeitgeber gar nicht mit sich reden lässt, hilft manchmal nur der Arbeitsplatzwechsel. Denn es gibt reichlich Arbeitgeber, die auch die Vorteile sehen – und zumindest einem teilweisen Home Office offen gegenüberstehen.