Um Freiberufler werden zu werden braucht es – wie beim Gewerbetreibenden auch – einige Schritte. Dabei entscheidet das Finanzamt, ob du den Freiberufler-Status erhälst oder dich doch selbstständig machen musst. Doch wo fängt man an? Gerne kannst du auch meine Checkliste am Ende des Beitrags verwenden, um zu sehen ob du alle Punkte erledigt hast.
Was ist ein Freiberufler?
Jeder der selbständig einen wissenschaftlicher, künstlerischer, schriftstellerischer, unterrichtender oder erzieherischer Beruf ausübt, kann dies als Freiberufler tun. Final entscheidet das Finanzamt darüber, ob deine Tätigkeit als Freiberufler oder als Gewerbe anzusehen ist. Freiberufliche Tätigkeiten werden im § 18 EStG und § 1 PartGG festgehalten.
Finanzielle Angelegenheiten klären
Egal ob Freiberufler oder Gewerbetreibender – die finanziellen Gesichtspunkte musst du gleich am Anfang deiner Selbstständigkeit / Freiberuflertätigkeit klären. Gerade die Anmeldung beim Finanzamt, dein Geschäftskonto und die benötigten Versicherungen brauchst du von Anfang an. Weitere finanzielle Arbeiten solltest du nicht auf die lange Bank schieben. Deine Buchhaltung, ein Rechnungsformular und die Anmeldung bei deiner zuständingen Kammer (zuständige Kammern je nach Beruf) hat vielleicht noch etwas Zeit, aber auf die lange Bank schieben solltest du es auch nicht.
Video: Freiberufler werden
Anmeldung beim Finanzamt als Freiberufler
Beim Finanzamt stellst du einen formlosen Antrag zur steuerlichen Erfassung als Freiberufler. Das Finanzamt prüft dann ob du eine freiberufliche Tätigkeit ausführst oder doch ein Gewerbe. Dabei prüft es beispielsweise folgende Punkte:
- Hast du einen akademischer Abschluss, der als Grundlage für deine Tätigkeit wichtig ist?
- Zeichnet sich deine Tätigkeit durch ein hohes Maß an Kreativität aus?
- Werden dir Honorare bezahlt?
- Wirst du beauftragt, weil dein persönliches Können wichtig ist?
- Bietest du eine spezielle Dienstleistung an und keine Massenware?
Geschäftskonto einrichten
Freiberufler sowie Einzelunternehmer brauchen nicht zwangsläufig ein eigene Geschäftskonto. Sie können ihre Einnahmen über ihr privates Konto laufen lassen. Meist ist allerdings ein eigenes Geschäftskonto von Vorteil, da man nicht unzählige private Buchungen zwischen die geschäftlichen Buchungen hat. Auch sehen es manche Banken gar nicht gerne, wenn Geschäftsbuchungen auf private Konten laufen.
Egal, warum du dich für ein Geschäftskonto entscheidest, du solltest dich vorab informieren, welches Geschäftskonto für dich passend ist. Für Freiberufler und Einzelunternehmer mit wenigen Buchungen gibt es sogar noch kostenlose Konten. Falls du bereit bist, ein paar Euro dafür zu bezahlen, kannst du beispielsweise deine Buchhaltung mit dem Konto verknüpfen und so Arbeit und Zeit sparen.
Diese Versicherungen brauchst du
- Selbstverständlich brauchst du auch als Freiberufler eine Krankenkasse. Dabei kannst du unter allen gesetzlichen Krankenkassen wählen und diese gegebenenfalls auch wechseln.
- Neben deiner Krankenversicherung solltest du dir überlegen in die Arbeitslosen-, Renten- und Unfallversicherung einzuzahlen. Vorallem wenn du Vollzeit Freiberufler werden willst, ist eine freiwillige Arbeitslosenversicherung anzuraten. So bekommst du beim Scheitern deiner freiberuflichen Tätigkeit Arbeitslosengeld, bis du wieder einen Arbeitsplatz hast.
- Mindestens genausowichtig ist die Berufshaftpflichtversicherung für Freiberufler. Sie kommt für die Kosten auf, wenn deinemm Kunden oder Mandanten durch einen Fehler von dir ein finanzieller Schaden entsteht oder er einen finanziellen Nachteil erhält.
Steuern als Freiberufler
- Wie bereits erwähnt, hat ein Freiberufler keine Gewerbesteuerpflicht.
- Allerdings ist die Umsatzsteuer immer noch möglich, solange man nicht unter der Mindestgrenze für den Umsatz für ein Kleingewerbe bleibt. Denn selbst, wenn der Freiberufler kein Gewerbetreibender im üblichen Sinne ist, kann er doch von der Kleingewerbe-Regelung gebrauch machen.
- Einkommensteuer muss selbstverständlich auch der Freiberufler zahlen. Wie jeder Gewerbetreibende kann er seine Gewinne aber durch verschiedene Ausgaben mindern.
- Die Buchführung kannst du als Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) führen.
- Ein Steuerberater kann dir bares Geld sparen!
Video: Stundensatz als Freiberufler richtig berechnen
Wer darf Freiberufler werden?
Auch wenn die schlußendliche Entscheidung, ob du als Freiberufler oder Gewerbetreibender in deine Selbstständigkeit startest, das Finanzamt trifft – es gibt Berufe die eine gute Chance auf den Status haben.
Du kannst Freiberufler werden als….
- Psychologe, Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker
- Rechtsanwalt, Notar, Patentanwalt,
- Ingenieur, Architekt,
- Journalist, Bildberichterstatter, Dolmetscher, Übersetzer,
- Wirtschaftsprüfer, vereidigter Buchprüfer, Steuerberater, beratender Volks- und Betriebswirt,
- Hebamme, Heilmasseur, Krankengymnast (Physiotherapeut), Heilpraktiker,
- Künstler, Schriftsteller, Lektor,
- Lehrer und Erzieher,
- Handelschemiker, Wissenschaftler,
- Lotse,
Dies sind die Katalog-Berufe. Dazu kommen noch sogenannte „katalogähnliche“ Berufe: Das sind Berufe, die durch die deutsche Rechtsprechung als freiberuflich eingestuft werden. Beispiele: Anwenderprogrammierer, Bademeister, Designer, EDV-Berater, Fotograf , Grafikdesigner, Musiker, Steinmetz, Systemanalytiker, Tanzlehrer, Werbetexter, usw.
Dabei ist eine freiberufliche Tätigkeit nicht davon abhängig, ob du diese Tätigkeit alleine oder mit Angestellten ausübst.
Freie Berufe in Zahlen
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Freiberufler vs. Freelancer: Dasselbe oder doch nicht?
Auch wenn Freiberufler ins Englische übersetzt Freelancer bedeutet, sind die beiden Bezeichnungen in Deutschland nicht dasselbe. Das verwirrt immer wieder.
- Freiberufler: Bezeichnung für deine Tätigkeit
Freiberufler werden kann man nur in bestimmten Tätigkeitsfeldern. - Freelancer: Bezeichnung für dein Arbeitsverhältnis
Ein Freelancer ist ein „nicht angestellter“ Mitarbeiter, der bei einem anderen Unternehmen oder Selbstständigen Arbeiten durchführt.
So kann ein Freelancer durchaus auch ein Freiberufler sein – muss es aber nicht unbedingt. Ich kenne viele Blogger, die auch ab und an für Auftraggeber schreiben. Nachdem sie aber auch anderweitig Geld verdienen, sind sie Gewerbetreibende. Klingt verwirrend, ist es auch 😉 – zumindest anfangs.
Freiberufler oder doch Gewerbe?
Wie bereits erklärt, ist der Übergang von Freiberufler zum Gewerbetreibenden fließend. Ein Texter ist Freiberufler, sobald er aber mit einem Blog Geld verdient und dieses nicht zur Kundengewinnung einsetzt, wird er Gewerbetreibender.
Ein Freiberufler hat einige Vorteile
- Freiberufler müssen lediglich eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung am Ende des Jahres erstellen.
Eine doppelte Buchführung oder gar eine Bilanzierung ist nicht notwendig. - Als Freiberufler kannst du die Ist-Besteuerung beantragen und bist so nicht nach der Soll-Besteuerung umsatzsteuerpflichtig.
- Du benötigst keinen Gewerbeschein. Du kannst durch das Ausfüllen des „Formulars zur steuerlichen Erfassung“ deine freiberufliche Tätigkeit beim Finanzamt anmelden.
- Als Freiberufler*in musst du kein Mitglied bei der IHK werden.
- Keine Gewerbesteuerpflicht.
Nachteile für den Freiberufler
Viele Nachteile hat der Status nicht. Es ist manchmal nur schwer, das Finanzamt davon zu überzeugen, dass man unter Freiberufler fällt. Gerade die katalogähnlichen Berufe haben hier manchmal das Nachsehen. (Falls du dich dafür interessierst, welche Beruf das sind, ich nenne sie im Verlauf des Textes).
Ein weiterer Nachteil ist wohl, dass man immer aufpassen muss, dass man nur freiberufliche Tätigkeiten annimmt. Sonst ist man schnell doch beim Gewerbetreibenden und somit alle oben genannten Vorteile los.
Freiberufler werden: Ausführliche Checkliste
- Freiberufler oder Gewerbetreibender?
Prüfe, ob man mit deiner Tätigkeit Freiberufler werden kann - Unternehmensbezeichnung
Auch als Freiberufler kannst du dir einen Phantasienamen ausdenken. Allerdings brauchst du immer deinen Namen als Zusatz. Beispiel: FIBB – Frauen im Business, Birgit Lorz - Steuernummer beantragen
Diese musst du bei deinem zuständigen Finanzamt beantragen. - Steuerberater finden
Ein guter Steuerberater spart dir einiges an Geld und das ganz legal! Such nach einem Steuerberater, der sich auf Freiberufler (bestenfalls deiner Berufsgruppe) speziallisiert hat. Denn die steuerliche Beratung von Freiberuflern unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten von der Betreuung von Gewerbetreibenden. - Versicherungen abschließen
Neben einer Berufshaftpflicht brauchst du vielleicht noch weitere Versicherung. Klär das am Besten mit einem spezialisierten Versicherungsunternehmen ab. Vorallem aber die Haftpflichtversicherung für Freiberufler ist empfehlenswert! - Krankenversicherung?
Solltest du nebenberuflich starten, reicht meist deine Krankenversicherung aus deinem Hauptjob. Ansonsten musst du dich bei deiner Krankenversicherung anmelden. - Webseite, Visitenkarten & Co.
Überlege dir, wie du deine Kunden auf dich aufmerksam machen willst. Eine Webseite gehört heutzutage zu (fast) allen Geschäftsfeldern dazu. - Professionelles Profil auf Xing & Linkedin
Über diese Businessnetzwerke bekommt man heute immer noch sehr viele Kontakte. Deshalb sollte dein Profil dort mit den interessantesten Daten und Fakten rund um deine freiberufliche Tätigkeit gefüllt sein. - Benötigte Ausstattung anschaffen
Je nachdem, als was du freiberuflich tätig werden willst, brauchst du verschiedene Dinge: eine Büroeinrichtung, einen PC oder vielleicht bestimmte Materialien? - Papierkram & Co.
Du brauchst Rechnungsvorlagen, AGB und vieles mehr…
Video: Diese Fehler machen alle Freiberufler…
…. okay, auch andere Selbstständige. Trotzdem zuschauen. Ist interessant.
Fazit: Freiberufler werden ist nicht schwer….
… wenn man sich die richtige Tätigkeit ausgesucht hat. Sobald du deine Tätigkeit ausübst, merkst du kaum noch die Unterschiede zwischen einem Gewerbetreibenden und einem Freiberufler. Beide müssen arbeiten, Steuern zahlen und versuchen die passenden Kunden zu finden.