Selbstständigkeit und Mutter werden wollen: Diese Punkte bei der Familienplanung sollten selbständige Frauen beachten.
Inhalt
- Kinderwunsch bei Mann und Frau
- Angestellte vs. Unternehmerin
- Checkliste: Unternehmerin und Mutter
- Fragen zur Familienplanung
- Familienplanung & Unternehmerin: Die rechtliche Seite
- Kinderwunsch als Unternehmerin: Die finanzielle Seite
- Versicherungen sichten und eventuell umstellen
- Für das Unternehmen gibt es kein Geld
- Nur zusammen ist frau stark!
Um überhaupt zu verstehen, es für Frauen immer noch ungleich schwer ist, Mutter und Unternehmerin zu sein, hier ein paar Überlegungen. Doch muss frau sich wirklich entscheiden ob sie entweder Mutter oder Selbstständig sein will?
1. Kinderwunsch bei Mann und Frau
Ich will hier keine Grundsatzdiskusion aufmachen. Aber es ist leider immer noch so. Wenn Männer Väter werden und trotzdem arbeiten, ist das der Normalfall. Bei Frauen ist das immer noch anders. Da ist die Gleichberechtigung leider dran vorbeigegangen ohne viel zu ändern. Das Weltbild (auch bei vielen Frauen) ist heute immer noch, dass die Mutter gefälligst daheim zu bleiben hat.
Das ist heute aber gar nicht unser Thema. Nur sollte frau das immer im Hinterkopf behalten. Meine Tipps hier sind deshalb an Männer und Frauen gerichtet. Denn diese werden (zumindest meistens) gemeinsam Eltern.
Es ist somit nicht nur an der Frau, sich diesem Thema zu stellen.
2. Vergleich: Angestellte vs. Unternehmerin
Der Wunsch nach einem Kind kommt irgendwann bei den meisten Männern und Frauen. Angestellte haben es da – zumindest finanziell gesehen – einfacher, denn sie bekommen
- Elterngeld,
- Erziehungsgeld,
- haben Mutterschutz
- in größeren Betrieben das Recht auf Teilzeit
- etc.
…. doch selbständige Frauen können dies – zumindest zum größten Teil – nicht in Anspruch nehmen.
Muss sich frau deshalb entscheiden?
Ich kenne viele Mütter, die selbstständig sind. Das funktioniert! Allerdings darf man nicht so blauäugig sein und glauben, dass das total easy läuft. Tut es nicht! Ein bisschen Planung erleichtert den Start in die Selbständigkeit mit Baby deshalb ungemein. Doch trotz aller Planung, sei dir gewiß: Jeder Tag wird voller Überraschungen sein und auf ein paar dieser Überraschungen hätte man getrost verzichten können ;). Allerdings gibt es bei der Familienplanung als Selbstständige einiges mehr zu beachten.
3. Checkliste: Unternehmerin und Mutter
Hier meine Checkliste, was man sich alles überlegen bzw. was man alles schon vorab erledigen kann:
- Krankenkasseversicherung
- weitere Versicherungen sichten
- Mutterschaftsgeld
- Elterngeld
- Vertretung im Betrieb möglich?
- Kinderbetreuung organisieren
- laufenden Kosten
- Mitarbeiter
- Einkommensteuervorauszahlungen an das Finanzamt
4. Fragen zur Familienplanung
Somit haben selbständige Frauen andere Fragen, wenn es um die Familienplanung geht.
- Wieviel Zeit braucht der Betrieb mich auf alle Fälle?
- Wer kann (einen Teil) meiner Arbeiten im Betrieb übernehmen?
- Wie lange Auszeit kann ich mir fürs Baby leisten?
- Wer versorgt das Kleine danach?
- Kann und will der Vater in Elternzeit?
- Was tu ich, wenn das Baby krank wird?
- Wie kann ich meinen Betrieb absichern?
Aber auch …. was ist mir wichtiger? Denn häufig muss sich frau heute immer noch zwischen Kinderwunsch und Selbständigkeit entscheiden. Was für Männer ganz normal ist: berufstätig und Vater – ist für Frauen heute immer noch ein Spagat.
Leider ist es häufig so, dass es gerade bei selbstständigen Müttern immer wieder zu Problemen im Betrieb kommt.
Wenn der Kunde vor der Tür steht, das Kind aber gerade Kolliken hat oder wenn die Steuererklärung endlich fertig werden soll aber das Kind einfach nicht einschlafen will, wird klar:
Ohne zuverlässige Betreuung läuft kein Unternehmen.
Hier möchte ich Frauen Mut machen: Es geht!
Man kann erfolgreich selbständig sein und trotzdem Kinder haben. Ich selbst habe 4 Kinder. Das ist bestimmt nicht immer einfach, ich möchte aber beides nicht missen. Meine Kinder und meine Selbständigkeit geben mir soviel, dass ich einfach beides „brauche“.
Doch es stimmt, man muss vorher mehr planen und in den ersten Babyjahre auch einmal in Kauf nehmen, dass der Verdienst wahrscheinlich in den Keller geht. Entweder man arbeitet – und braucht Betreuung fürs Kleine, oder umgekehrt. Diese zusätzliche Kraft muss bezahlt werden. Doch das geht auch angestellten Müttern so.
Aber spätestens wenn das Kleine in die Krippe bzw. in den Kindergarten (in ländlichen Gegenden sind Krippen immer noch die Ausnahme – ich weiß, wovon ich spreche 🙁 ) geht, gehts wieder aufwärts. Zumindest finanziell.
Den Spagat zwischen Familie und Selbständigkeit bekommt man trotzdem nicht gedankt, bei vielen „normal“ oder nicht arbeitenden Müttern ist man als Rabenmutter abgestempelt – und Haushalt, Einkaufen, ect. macht sich auch nicht von alleine. Doch auch diese Probleme kennen wohl alle arbeitenden Mütter, oder?
Ob du nun selbstständig oder lieber angestellt arbeiten möchtest, ist allein deine Entscheidung! Lass sie dir von niemanden kaputtreden!
5. Familienplanung & Unternehmerin:
Die rechtliche Seite
Der Gesetzgeber hat die Arbeit sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt verboten. Zwar zählt dieses Verbot nur für Angestellte. Doch sollte man sich als Unternehmerin überlegen, warum es dieses Verbot denn gibt.
Stimmt, Schwangerschaft ist keine Krankheit aber die letzten Wochen vor der Geburt sind schon sehr beschwerlich. Auch wenn man keinerlei größere Probleme hat. Die acht Wochen nach der Geburt braucht dein Körper um sich wieder aufs „nicht schwanger-sein“ einstellen zu können und du und dein Baby um zueinander zu finden.
6. Kinderwunsch als Unternehmerin:
Die finanzielle Seite
- Gesetzlich versichert: Um für die ersten Wochen finanziell auf der sicheren Seite zu sein, kann man sich vorab schon einmal bei seiner Krankenkasse erkundigen, ob es ein Krankentagegeld während dieser Zeit gibt. Eventuell muss man den Tarif wechseln, doch bei den meisten gesetzlichen Krankenversicherungen geht das.
- Privat versichert: Bei der privaten Krankenversicherungen kann es zu Problemen kommen, da viele das Krankentagegeld während des Mutterschutzes ausschließen. Aber Fragen kostet nichts. Einige geben zumindest einen kleineren Zuschuß.
- Zuschuss vom Bundesamt für Soziale Sicherung: Eventuell erhälst du auch ein einmaliges Mutterschutzgeld vom Bundesamt für Soziale Sicherung. Dies kann bis zu 210 € betragen.
- Versichert bei der KSK: Wenn du in der KSK (Künstler Sozialkasse) versichert bist, bekommst du über diese dein Mutterschutzgeld. Die beträgt 70 % des Betrages, der vor Eintreten des Mutterschutzes zur Berechnung deiner Beiträge herangezogen wurde. Hier der Link zum Antrag.
Elterngeld für Selbstständige
Auch selbstständige Frauen bekommen Elterngeld in Höhe von 67 % ihres Einkommens. Dazu benötigst du deinen letzten Steuerbescheid. Genauere Infos gibts beim Finanzamt oder hier.
Kindergeld für Selbständige
Das Kindergeld ist in Deutschland nach wie vor einkommensunabhängig. Die Höhe steigt mit der Anzahl an Kinder:
erstes Kind | 204 Euro |
zweites Kind | 204 Euro |
drittes Kind | 210 Euro |
viertes Kind | 235 Euro |
jedes weitere Kind | 235 Euro |
Interessant wird es, wenn ein Kind wegfällt. Dann fällt nämlich nicht der Beitrag für das erste Kind weg sondern der fürs letzte. Vielleicht mag das mathematisch logisch sein. Richtig finde ich es aber immer noch nicht.
7. Versicherungen sichten und eventuell umstellen
Während deiner Elternzeit hast du höchstwahrscheinlich weniger Geld zur Verfügung, deshalb solltest du vorab alles prüfen, was auch die Ausgabenseite entlasten könnte. Dazu zählen:
- (Risiko-) Rentenversicherungen
- Lebensversicherungen
- Berufsunfähigkeitsversicherung
Die meisten Versicherungsanbieter lassen hier mit sich reden und bieten eine Pause oder eine Zeit lange weniger Beiträge an. Was da genau geht, solltest du in Ruhe abklären. Deshalb kann man diesen Punkt schon lange vor der Geburt abhaken. 🙂
Wenn du schon dabei bist,
kannst du auch gleich bei deiner Haftpflichtversicherung nachfragen,
ob sich mit dem neuen Erdenbürger etwas ändert.
8. Für dein Unternehmen gibt es kein Geld
Alle oben genannten Punkte sichern dich und dein Kind zu einem gewissen Maße ab. Nur was passiert während deines Mutterschutzes oder deiner Erziehungszeit mit deinem Unternehmen?
Dieser Punkt ist wohl der, der es Unternehmerinnen am schwersten machen. Denn alle laufende Kosten für deinen Betrieb musst du alleine weiterzahlen:
- Personal (eventuell entlassen?)
- Versicherungen
- Fuhrpark
- weitere Betriebskosten
- Telefon
- Internet
- Miete
- Reinigung
- etc.
- Kreditkosten
- etc.
Das funktioniert bei einer Online Marketing Managerin, die allein von zu Hause arbeitet, noch super. Doch für eine Unternehmerin, die einen handwerklichen Beruf hat und Werkstatt, Kredite und eventuell Mitarbeiter noch bezahlen muss, schaut das schon nicht mehr so gut aus.
Deshalb hilft einer Unternehmerin meist nur ein Mischwerk aus beidem: Kind und Unternehmen gleichzeitig schaukeln.
9. Nur zusammen ist frau stark!
Einer Unternehmerin mit einem laufenden Betrieb ist es fast unmöglich, wirklich die kompletten 14 Wochen Mutterschutz und dann sogar noch eventuell Elternzeit zu nehmen. Egal ob Einzelunternehmer oder Großbetrieb: Ab und an musst du im Betrieb vorbeischauen. Denn auch als Einzelunternehmer laufen dir deine Kunde scharenweise weg, wenn du 3 Monate nichts tust. Somit muss du gut planen – mit mindestens einem Sicherheitsnetz. Besser zwei – ich sprech da aus Erfahrung :).
Hier sollte die ganze Familie (besser die komplette Umgebung) eingeplant werden:
- kann der Vater des Kindes Elternzeit nehmen?
- kann die Oma oder der Opa die Betreuung tageweise übernehmen?
- kann die Tante oder eine Nachbarin für Notfälle einspringen?
- kann das Kind ab und an mit in den Betrieb?
- kann das Kind zur Tagesmutter?
- gibt es eine Krippe in der Nähe?
- kannst du arbeiten, wenn das Kind schläft?
- können der Vater und du abwechselnd arbeiten?
Ebenso solltest du dir Entlastung für den Haushalt und für Arbeiten im Betrieb suchen, die auch jemand anderer erledigen kann. Alles in allem wird dein Kinderwunsch somit eine echte Bewehrungsprobe für deinen Betrieb. Du wirst die ersten Jahre weniger verdienen (bzw. einige Ausgaben für die Kinderbetreuung haben) und mehr arbeiten müssen. Das sollte dir von vornerein klar sein.
Ps. Den Anfang zu diesem Artikel habe ich 2015 geschrieben, allerdings ist von diesem alten Text nur noch der Grundgedanke übriggeblieben. Ende 2019 / Anfang 2020 habe ich ihn komplett neu geschrieben.